Im pfälzischen Kaiserslautern ist seit 24. März ein neues Fettwerk in Betrieb. Diese neue Fabrik ist eines der größten Fettwerke innerhalb der FUCHS-Gruppe und gleichzeitig das erste, welches in großem Maßstab PU-Fette produziert. Und das unter modernsten Herstellungsbedingungen. Lucas Haaß ist Geschäftsführer des neuen Werks. Er ist stolz auf die Leistungsfähigkeit der neuen Fabrik, in die über 25 Millionen Euro investiert wurden. „Die Anlage ist vollautomatisiert. Alle Prozesse werden durch ein Leitsystem gesteuert.“ Der hohe Automatisierungsgrad garantiert höchste Qualität in größtmöglicher Konstanz. „Das Werk erfüllt außerdem die höchsten Sicherheitsstandards in Betrieb und Produktion sowie für die Mitarbeiter.“ Das gilt auch für die Themen Energieeffizienz und Umweltschutz. „Unser neues PU-Werk ist mit einem Wärmerückgewinnungssystem ausgestattet. Um die Immissionsgrenzen einzuhalten, haben wir einen Nasswäscher zur Reinigung der Abluft integriert. Die gesamte Bodenplatte des neuen Werkes liegt außerdem auf einer Gewässerschutzfolie“, erklärt Lucas Haaß. Dieses Werk wird als Blaupause für andere Standorte des Konzerns dienen.
Hier finden Sie weitere Infos zur Eröffnung und der neuen Anlage.
FETTE: DA, WO MAN SIE BRAUCHT
Nicht nur das Werk in Kaiserslautern ist etwas Besonderes, Schmierfette als solche sind es auch. Christopher Liebig, Head of Global Product Management Greases bei FUCHS, kennt ihre Vorteile genau. Ihre Eigenschaften machen sie zur perfekten Schmierstofflösung für viele Anwendungen. „Ein Schmierfett besteht grundsätzlich aus einem Basisöl, einem Verdicker und Additiven. Man kann es gut mit einem Schwamm vergleichen. Öl und Additive werden vom Verdicker zusammengehalten.“ Je nach Temperatur, Zeit und Beanspruchung in einer Anwendung wird das Schmieröl aus diesem Schwamm mehr oder weniger schnell freigesetzt. „Außerdem“, so Christopher Liebig, „verleiht der Verdicker dem Schmierstoff seine besonderen Eigenschaften. Er macht aus dem Öl ein semifluides, pastöses Produkt, was in bestimmten Anwendungen sehr vorteilhaft ist.“
So erklärt sich auch einer der Hauptvorteile von Schmierfetten: Sie fließen nicht von der Kontaktstelle weg. Deshalb sind sie auch die ideale Wahl, wenn man eine Reibstelle möglichst lange und ohne Nachschmieren schützen möchte. Das ist zum Beispiel bei Radlagern oder Antriebswellen der Fall. Sie werden nur einmal während ihrer Herstellung geschmiert. Hier redet man von einer Lebensdauerschmierung. In Automobilen werden Fette mit ihren besonderen Eigenschaften auch an vielen anderen Stellen gebraucht. „Hier gibt es sehr viele bewegte Teile mit hohen Drehmomenten. Ein Öl würde hier durch die wirkende Zentrifugalkraft einfach abfließen“, erklärt der Leiter der Globalen Business Segmente Automotive Components & Interior Component Manufacturer, Dr. Matthias Ostertag. Auch im Fahrzeuginnenraum bieten FUCHS-Spezialitäten den Kunden zahlreiche Vorteile. Beispiel Schiebedach: „Wenn hier durch die Sonneneinstrahlung der Schmierstoff heruntertropfen würde, wäre das nicht gut.“
PU-FETTE: GEFRAGTE SPEZIALISTEN
Im neuen Fettwerk in Kaiserslautern allerdings wird ein besonderes Produkt hergestellt: Polyharnstoff-Fett. Warum gerade PU-Fett? Ein Grund ist ihre Wandelbarkeit: „Der Hauptvorteil von PU-Fetten ist, dass wir ihre Eigenschaften über die Rohstoffauswahl des Verdickers flexibel an individuelle Kundenanforderungen anpassen können“. Doch für den Bau der neuen Fabrik sprach noch ein anderer Grund, erklärt Christopher Liebig: „Die Investition in das PU-Fettwerk in Kaiserslautern ist ein weiterer Schritt in unserer Strategie, den Markt zielgenau zu bedienen.“ Denn der Schmierfettmarkt ist im Wandel. In verschiedenen Branchen werden anstatt der Standardfette leistungsfähigere Produkte gebraucht.
Die Verdicker in Standardfetten basieren häufig auf Seifen, meist Alkali- und Erdalkalimetallseifen wie Lithium und Calcium. PU-Fette allerdings basieren auf sogenannten organischen Nichtseifenverdickern. Sie zeichnen sich durch eine hohe Temperatur- und Oxidationsbeständigkeit aus. Eigenschaften, die immer gefragter sind, in der Windkraft, in der Lebensmittelbranche sowie im Antriebsstrang von Fahrzeugen. PU-Fette sind auch ein wichtiger Bestandteil der E-Mobilität und werden hier in Zukunft noch größere Bedeutung erlangen. Aufgrund ihrer Eigenschaften sind sie für viele Anwendungen geeignet und erfüllen die hohen Anforderungen bezüglich Temperaturen, Drehzahlen sowie Geräuschreduktion.
„PU-Produkte waren bisher in diesem Umfang der fehlende Baustein in unserem Produktportfolio“, erklärt Liebig. Die Ergänzung und Erweiterung des Angebots von FUCHS-Schmierfetten sei deswegen einer der Hauptgründe für die Investition in das neue Werk.
E-MOBILITÄT UND ENERGIEWENDE VERÄNDERN DEN MARKT
Der Schmierstoffmarkt bleibt zwar insgesamt stabil, es werden also nicht mehr Fette nachgefragt als bisher – dafür aber andere. PU-Fette beispielsweise, die in Kaiserlautern produziert werden.
„Die Anforderungen an Fette haben sich geändert“, erklärt Dr. Matthias Ostertag. „Der Trend dazu ist in bestimmten Anwendungen zu verorten. In der Automobilindustrie beispielsweise werden durch die E-Mobilität verstärkt Spezialfette nachgefragt.“ Im Antriebsstrang eines E-Autos, wo aufgrund höherer Drehzahlen beispielsweise im E-Motor auch höhere Temperaturen herrschen, sind temperaturbeständigere Schmierstoffe gefordert. Im Innenraum eines E-Autos wiederum werden Geräusche von den Passagieren schneller als störend wahrgenommen, denn E-Motoren sind leiser als Verbrenner. Hier ist eine geräuschreduzierende Schmierung nötig. „PU-Fette sind für beide Anwendungsgebiete sehr gut geeignet“, erklärt Dr. Matthias Ostertag. „Sie basieren auf organischen Nichtseifenverdickern und sind hitzebeständig, haben einen hohen Tropfpunkt und sehr gute Eigenschaften für die Geräuschreduktion.“
GUT GERÜSTET FÜR DIE ENTWICKLUNG IM MARKT
Mit dem neuen, auf 2.000 m2 Grundfläche errichteten Werk, ist der Konzern in der Lage, diesen Bedarf zu bedienen. Denn es ist nicht nur State of the Art. Es wurde auch von vornherein skalierbar geplant. Sowohl in der Tank- als auch der Produktionshalle ist Platz für Erweiterungen. Am gesamten Standort Kaiserslautern können weitere 40.000 m2 Grund für Produktionserweiterungen genutzt werden. Die besten Voraussetzungen, um den steigenden Bedarf an hocheffizienten Schmierfetten zielgenau zu bedienen.