Im Rahmen der EU Klimaziele widmen sich immer mehr Unternehmen den eigenen Emissionen und einer möglichen Klimaneutralität des Geschäftsbetriebs. Hierbei spielt die Berechnung des CO2-Fußabdruckes der Produkte (PCF) eine große Rolle, denn der PCF fasst alle Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zusammen, die mit dem Produkt in Verbindung gebracht werden können.
Bei der Berechnung des PCF werden alle CO2-Emissionen des Produktes entlang der Wertschöpfungskette, von den Rohstoffen über die Verpackung bis hin zur Entsorgung, erfasst. Diese Bilanzierung des vollständigen Lebenszyklus wird auch "Cradle-to-Grave" genannt. Eine partielle Berechnung des PCF, nämlich "Cradle-to-Gate", umfasst hingegen alle Prozesse von der Gewinnung der Ressourcen (Cradle) bis zum Verlassen des Produktes durch das „Unternehmenstor“ (Gate).
Die Cradle-to-Gate-Betrachtung (Scope) ist derzeit am gebräuchlichsten für Produkte, deren Anwendungsort, -dauer oder etwa die Behandlung nach dem Ende der Verwendung nicht feststeht, sobald das Produkt verkaufsfertig das Ausgangstor erreicht hat.
Um ein umfassendes und repräsentatives Ergebnis zu ermöglichen, werden nicht nur die CO2-Emissionen erfasst, sondern auch CO2-Äquivalente von anderen klimaschädlichen Gasen wie Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in die Berechnung mit aufgenommen.
Die Erfassung des PCF ermöglicht ein ganzheitliches Verständnis der Auswirkungen eines Produktes auf die Umwelt. Hierdurch kann identifiziert und analysiert werden, welche Phasen der Wertschöpfungskette besonders belastend sind und damit die nächste Vorgehensweise zur Emissionsreduktion festgelegt werden. Weiterhin schafft es Transparenz für Kunden, die ihre Kaufentscheidung umweltbewusst treffen.
Im Rahmen der FUCHS2025-Strategie arbeiten wir kontinuierlich an der weiteren Reduktion unserer Emissionen. Der PCF eines FUCHS-Produkts enthält nicht nur die Emissionen aus unseren eigenen Tätigkeiten und der Herstellung des Produkts („Gate-to-Gate“), sondern auch die wichtigsten Scope-3-Emissionen aus der vorausgehenden Lieferkette, die hauptsächlich durch die verwendeten Rohstoffe, ihre vorgelagerte Verpackung und den Transport zu FUCHS verursacht werden. Nachgelagerte Scope-3-Emissionen liegen außerhalb der Systemgrenzen und fallen daher nicht in den Geltungsbereich.
Methodik
Um diese Entwicklung mit Daten zu unterstützen und transparent zu gestalten, hat FUCHS eine eigene Methodik zur partiellen PCF-Berechnung (Cradle-to-Gate) veröffentlicht. Die Methodik basiert auf ISO 14067:2018 und dem Greenhouse Gas Protocol Product Standard, die am weitesten verbreiteten und akzeptierten Normen zur PCF-Berechnung. Darüber hinaus folgt die neue Version der FUCHS Methodik auch dem jüngst veröffentlichtem Branchenstandard von UEIL und ATIEL, was von einen unabhängigen Prüfungsinstitut (TÜV Rheinland) zertifiziert wurde.
Der Betrachtungsraum „Cradle-to-Gate“ und damit der resultierende PCF beinhalten sowohl alle Treibhausgasemissionen unserer vorgelagerten Lieferkette (Cradle-to-FUCHS-inbound-Gate), als auch die Emissionen bei FUCHS (Gate-to-Gate). Die berücksichtigten Emissionen werden nach den bekannten Scopes 1-3 des Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protocol) definiert (siehe obige Grafik). Da FUCHS einen partiellen PCF im Scope Cradle-to-Gate berechnet, sind jegliche Emissionen der nachgelagerten Lieferkette (Downstream Scope 3) nicht berücksichtigt.
Die Methodik soll außerdem zum einen Transparenz für unsere Kunden schaffen, indem veröffentlicht wird, wie FUCHS den Fußabdruck seiner Produkte berechnet. Zum anderen soll sie als technischer Leitfaden für unsere Lieferanten dienen. Durch die daraus folgende einheitliche Berechnung wird die Vergleichbarkeit der bereitgestellten Daten und die Berechnung eines aussagekräftigen PCF für FUCHS-Produkte ermöglicht. Denn nur wenn die Eingangsdaten für die verwendeten Rohstoffe einheitlich berechnet und abgegrenzt wurden, können diese verwendet werden, um einen repräsentativen PCF zu berechnen.
Kompensationen werden bei der FUCHS-PCF-Berechnung nicht berücksichtigt.

PCF-Methodik
Erfahren Sie hier mehr über die Methodik zur Berechnung des Product Carbon Footprint.
Version 2, Dezember 2024

Review Statement
FUCHS hat das Methodendokument durch TÜV Rheinland prüfen lassen. Finden Sie hier das Review-Statement.
Anerkannte Normen wie ISO 14067 sind grundsätzlich gültig und bilden den Rahmen, PCFs zu berechnen. Diese Normen haben aber einen umfassenden Gültigkeitsanspruch. Das heißt, sie müssen anwendbar für unterschiedlichste Produkte aus sehr verschiedenen und zum Teil hochkomplexen Wertschöpfungsketten sein. Daher können diese allgemeinen Normen keine detaillierte Handlungsanweisung für beispielsweise Schmierstoffe geben. Nötig ist in diesen Fällen, Festlegungen zu treffen, wie die Norm auf Schmierstoffe angewendet wird. Dazu müssen folgende Abgrenzungen vorgenommen werden:
- Was ist das Ziel der Berechnung?
- Was ist im Berechnungssystem enthalten, was nicht?
- Wie werden bei Rohstoffen, die zum Teil aus Verbundprozessen stammen, die entstandenen Emissionen der Vielzahl an Produkten, die im Prozess parallel entstehen, zugeordnet?
Um diese komplexen Sachverhalte einheitlich zu regeln, sieht auch die Norm sogenannte „sektorspezifische“ Standards vor. Darin wird einheitlich geregelt, wie in einem sehr spezifischen Produktionssektor die allgemeine Norm zur Anwendung gebracht werden soll. Für Schmierstoffe existierte lange Zeit kein sektorspezifischer Standard. Aus diesem Grund hat FUCHS einen aktiven Beitrag zu einer Taskforce aus UEIL and ATIEL Mitgliedern geleistet, welche einen europäischen Branchenstandard für Schmierstoffen, Fette und andere Spezialitäten entwickelte. Diese PCF-Methodik wurde im Oktober 2023 veröffentlicht und im Oktober 2024 von einem unabhängigen Prüfungsinstitut (TÜV Rheinland) verifiziert.
Auch ein Branchenstandard lässt jedoch zwangsweise noch Detailfragen offen, welche nur von individuellen Unternehmen beantwortet werden können, beispielsweise wie Daten eingesammelt und validiert werden. Deshalb braucht FUCHS nach wie vor eine eigene PCF-Methodik, welche genau beschreibt, wie FUCHS Daten beschafft, validiert und PCF-Werte berechnet. Dabei folgt FUCHS zu 100% den Vorgaben des Branchenstandards, welcher wiederum vollständig der zugrundeliegenden ISO 14067 folgt. Dies wurde von einem unabhängigen Prüfungsinstitut (TÜV Rheinland) bestätigt. Eine gemeinsame Berechnungsgrundlage sowie die nötige Transparenz über die Berechnungsannahmen sind von großer Bedeutung für die Belastbarkeit der PCF-Daten.
Mit der Veröffentlichung des Methodendokuments ist FUCHS einen wichtigen Schritt gegangen, die Vorgehensweise festzulegen und besonders unseren Lieferanten aufzuzeigen, in welcher Form wir Daten von ihnen benötigen (sogenannte Primärdaten). Darauf aufbauen haben wir eine automatische ERP-basierte PCF-Berechnung entwickelt, welche es ermöglicht, in großem Maßstab automatisch PCF-Werte nach unserer Methodik zu berechnen. Dieser Berechnungsprozess wurde ebenfalls von dem unabhängigen Prüfungsinstitut (TÜV Rheinland) geprüft und erfolgreich zertifiziert und ist zunächst in der Region EMEA verfügbar. Damit legt FUCHS den nächsten Meilenstein und ist einer der ersten Schmierstoffhersteller, welcher sowohl eine Methodik als auch deren praktischen Umsetzung nach dem Branchenstandard umgesetzt hat. Dennoch bedarf es für eine belastbare PCF-Berechnung aller FUCHS Produkte PCF-Daten all unserer Rohstoffe, wobei wir die Information nur von unseren Lieferanten erhalten können.
Deshalb arbeiten wir intensiv mit unseren Schlüssellieferanten daran, von ihnen für alle Rohstoffe Primärdaten gemäß unserer Methodik zu erhalten. Erst, wenn wir für ein Produkt die entsprechenden Daten von allen Lieferanten erhalten haben, können wir einen PCF für das Produkt berechnen. Eine breite Verfügbarkeit von PCF-Daten wird also noch intensive Vorbereitungen erfordern.
Nur in Ausnahmefällen soll bei der Berechnung des PCF auf allgemein berechnete Werte von Dritten, sogenannte Sekundärdaten, welche auf Durchschnittswerte der Industrie basieren, zurückgegriffen werden. Dafür arbeitet FUCHS mit Partnern zusammen, die spezifische Sekundärdaten in Kenntnis des eingesetzten Prozesses, der regionalen Einflüsse und der Rohstoffherkunft berechnen können.
FUCHS versteht, dass unsere Kunden für Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen und Berichterstattungspflichten genau auf diese Daten von uns angewiesen sind. Deshalb arbeiten wir an einer Lösung, für alle Produkte PCF-Werte auf der bestmöglichen Datengrundlage zu berechnen. Die PCF-Berechnung des FUCHS Portfolios ist allerdings ein kontinuierlicher Prozess, da sowohl die Datenverfügbarkeit als auch die Datenqualität von Zeit zu Zeit zunehmen wird.